Autorin: Denise Lachat, Übersetzung: Zieltext

Stolz führt Fredy Wolf durch die Felder, auf denen sich sattes Grün in gepflegten Bahnen bis zum Horizont erstreckt, begeistert spricht er von zarten Blumenkohlröschen und knackigen Radieschen. Damit auch die Konsumentinnen und Konsumenten in den Genuss dieser prallen Frische kommen, braucht der Gemüsegärtner ein leistungsfähiges Kühlsystem. Wolf sagt: «Ein Eisbergsalat, der gleich nach der frühmorgendlichen Ernte im Kühlschrank von 20 °C auf eine Kerntemperatur von 4,5 °C abgekühlt wird, hält viel länger als ein Salat, der in der Mittagshitze geerntet und direkt verkauft wird.» Dank der Kühlung kann der Betrieb im freiburgischen Ried bei Kerzers eine durchgehende Versorgung der Bevölkerung sicherstellen und vermeidet zudem Foodwaste nach der Ernte. Immerhin werden bei Wolf in einer einzigen Woche bis zu 50'000 Eisbergsalate geschnitten.

Ärger mit zwei Leckagen

Im Sommer 2021 hatte der Gemüsegärtner zum zweiten Mal «Ärger mit einer Leckage». Das bedeutet, dass das Kühlsystem während eineinhalb Monaten ausfiel und schädliches Gas in die Umwelt entwich. Fredy Wolf konnte das nicht mit seinem Gewissen vereinbaren: «Das passt gar nicht zur Philosophie eines Biobetriebs», bestätigt er, der 1993 als erster Gemüseproduzent in Ried auf Bio setzte «und das noch keine Sekunde bereut hat». Was tun? Seine konventionelle HFKW-Anlage aus dem Jahr 2006, die 220'000 Franken gekostet hatte, 80 Kilowatt Leistung aufweist und ein Kühlraumvolumen von 3500 m³ auf Temperaturen zwischen 0 und 6 °C kühlt, nochmals reparieren lassen? Vom Gesetz her wäre es möglich gewesen, noch bis ins Jahr 20230 HFKW-Kühlmittel nachzufüllen; der Ersatz bestehender HFKW-Anlagen ist nicht zwingend. Da machte ihn sein Bruder mit der Firma Scheco AG, einem auf Kälte-, Klima- und Wärmepumpenanlagen spezialisierten Unternehmen, bekannt. Rolf Löhrer, Projektleiter Verkauf bei der Scheco AG, riet Wolf zum vollständigen Ersatz seiner Kälteanlage mit dem natürlichen Kältemittel CO2.

Fredy Wolf freut sich über den Anblick der frischen reifen Datteltomaten aus seinem Gewächshaus. Hinter ihm steht Rolf Löhrer, Projektleiter Verkauf bei der Scheco AG. Er hat seinen Kunden beim Ersatz der Kälteanlage beraten.

Stiftung KliK als Zünglein an der Waage

Der Gemüsegärtner war rasch von der Lösung überzeugt, schreckte aber vor den Investitionskosten in Höhe von 270’000 Franken zurück. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es in der Schweiz schwierig ist, für solche Investitionen einen Kredit zu erhalten. Rolf Löhrer, der bei dem Gespräch mit Fredy Wolf dabei ist, kennt das Problem. «Banken und Finanzinstitute sind zurückhaltend geworden, das stellen wir auch in anderen Branchen fest.» Zudem sei der wirtschaftliche Druck in der Lebensmittelbranche und bei KMU enorm hoch. Aus diesem Grund entscheide sich manch ein Unternehmen «fürs Ausharren statt fürs Investieren», wie der Energieberater sagt. Doch Fredy Wolf wollte keine dritte Leckage riskieren und suchte nach einer anderen Lösung. Rolf Löhrer brachte die Stiftung KliK ins Spiel: Sie fördert den vorzeitigen Ersatz von HFKW-Kälteanlagen (vgl. Kasten) mit Förderbeiträgen, die rund 20 bis 50% der Investitionskosten decken. Im Falle von Wolf Gemüse betragen die gut 71’000 Franken einen Viertel der Investition. Löhrer bezeichnet den von der Stiftung KliK geförderten vorzeitigen Anlagenersatz als sinnvoll.

Der Gemüsegärtner Fredy Wolf und sein technischer Berater Rolf Löhrer von der Scheco AG vor dem Herzstück der Kälteanlage.

Das Förderprogramm der Stiftung für Klimaschutz und CO2-Kompensation sei «das Zünglein an der Waage gewesen», sagt Fredy Wolf im Rückblick.«Sonst hätten wir noch nicht in eine neue Anlage investiert und auch die zweite Leckage repariert». Aus der alten Kälteanlage seien rund 150 Kilogramm schädliches Kältemittel abgesaugt und fachgerecht entsorgt worden.

«Rechnet man diese Menge in CO2- Äquivalente um, dann entspricht dieser Wert 600 Tonnen CO2- Äquivalenten, die durch eine Leckage in die Umwelt hätten entweichen können.»

Fredy Wolf, Gemüsegärtner

Für bestehende Anlagen besteht jedoch keine Pflicht zur Sanierung, so dass diese in ihrer Restlebenszeit weiterhin THG-Emissionen in erheblichem Umfang verursachen können. Das Programm der Stiftung KliK will dazu beitragen, diese THG-Emissionen zu verringern.

Laura Schiff, bei der Stiftung KliK verantwortlich für die Programme zur CO2-Kompensation im Inland, erklärt, warum CO2 als Kältemittel klimafreundlicher ist als HFKW. «Das mag vor dem Hintergrund der Diskussion um CO2 -Reduktion im Rahmen der Klimadebatte widersprüchlich klingen. Tatsächlich aber können durch den Ersatz von HFKW durch natürliche Kältemittel wie Ammoniak, CO2, Kohlenwasserstoffe oder Wasser Emissionen erheblich reduziert werden.»

«HFKW wirken sehr stark auf das Klima.» Das weit verbreitete Kältemittel R404A, das auch bei Wolf Gemüse im Einsatz war, ist immerhin noch knapp 4000-mal schädlicher als CO2.»

Laura Schiff, Verantwortliche Programme Inland

Auf klimafreundliches Kühlen folgt klimafreundliches Heizen

Die neue Kälteanlage ist seit Sommer 2022 in Betrieb. Ihre potenzielle Umweltschädlichkeit ist 4000-mal geringer, zudem ist sie rund 10 bis 15 Prozent energieeffizienter, wie Löhrer sagt. «Das merken wir beim Stromverbrauch», bestätigt Wolf, der noch weitere Pläne für einen schonenden Umgang mit dem Klima hat. Die Abwärme der neuen Anlage wird dazu genutzt, die Arbeitshalle zu temperieren, auf dem Dach ist eine PV-Anlage installiert. Und ein paar Hundert Meter weiter entsteht eine grosse Holzschnitzel-Fernwärmeheizung, die mehrere Gemüsebauern sowie weitere Industriebetriebe in Kerzers versorgen wird. «Wir wollen beim Heizen weg vom Gas», sagt Fredy Wolf. Dafür gibt er jetzt bei der Arbeit Gas.

Klimafreundliche Kälteanlagen

Förderprogramm

Die Stiftung KliK fördert den vorzeitigen Ersatz von HFKW-Anlagen durch Anlagen mit natürlichem, klimafreundlichem Kältemittel. Vorzeitig heisst, dass eine HFKW-Anlage ersetzt wird, die vor weniger als 20 Jahren in Betrieb genommen wurde und eigentlich noch während mindestens fünf weiteren Jahren voll funktionstüchtig wäre.