Die Stiftung KliK erfuhr im Gespräch mit Reto Fuhrer von Lang Heizungen AG, welcher die neue Pelletheizung im Bauernhaus installiert hat, und mit der Familie Wüthrich, warum es sich für Hausbesitzer*innen lohnt auf eine umweltfreundliche Heizlösung umzusteigen:

1. Herr Fuhrer, was musste technisch bei diesem Projekt in Heimenhausen alles umgesetzt werden?

Fuhrer: Für die Installation einer Pelletheizung müssen folgende zusätzliche Faktoren beachtet werden: Lagerplatz für Pellets (Raumfeuchtigkeit, Raumvolumen, idealerweise die Möglichkeit eine für eine Heizperiode genügende Menge Pellets zu lagern), sowie die räumlichen Möglichkeiten für das Einbringen der gesamten Anlage.

2. Welche Schritte muss ich als Hausbesitzer*in bei einer Umstellung auf eine umweltfreundliche Heizlösung einbeziehen und welcher Planungs- und Zeitaufwand erwartet mich?

Fuhrer: Bei einem Umstieg auf ein umweltfreundliches Heizsystem ist es sicherlich immer von Vorteil, früh genug zu planen. In vielen Fällen ist ein Baugesuch notwendig, was den ganzen Prozess enorm verlängern kann. Das Auswechseln an sich ist im Normalfall innerhalb von 10-14 Tagen realisierbar. Unsere Empfehlung lautet, mindestens ein Jahr vor Realisierung mit der Planung zu beginnen.

Walter Wüthrich würde die Umstellung auf eine Pelletheizung weiterempfehlen: «Es ist eine CO₂-neutrale Lösung, die langfristig geringe Kosten verur­sacht.»
Bild: Stiftung KliK

1. Herr Wüthrich, weshalb haben Sie sich beim Ersatz der Gasheizung für eine vollautomatische Pelletheizung entschieden?

Wüthrich: Da zum Bauernhaus ein Stück Land mit Wald gehört, ist das Heizen mit Holz naheliegend. Im Vergleich zum Einsatz einer Wärmepumpe braucht es bei einer Pelletheizung keinen Strom und damit gibt es auch keine Abhängigkeit von einem schwankenden Strompreis.

2. Wie ist Ihre Erfahrung mit dem Programm «Umweltfreundliche Pelletheizungen» von myclimate?

Wüthrich: Da der Kanton Bern die Umstellung von einer Gasheizung auf eine Holzheizung nicht fördert, machte ich mich auf die Suche nach einem entsprechenden Förderprogramm und bin dabei schnell auf myclimate gestossen. Die Beantragung sowie die Auszahlung der Förderbeiträge verliefen schnell und unkompliziert.

3. Mit welchen Argumenten würden Sie andere Hausbesitzer*innen von einem Heizungsersatz mit Pellets überzeugen?

Wüthrich: Es ist eine CO₂-neutrale Lösung, die langfristig geringe Kosten verursacht. Für den Heizungsersatz und die anfängliche Investition gibt es Fördermöglichkeiten. Zudem unterstützt man so die regionale Bewirtschaftung des Waldes.

Hindernisse beim Umstieg von einer fossilen Heizung auf ein erneuerbares Heizsystem

Dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) zufolge ersetzen in der Schweiz rund 60% der Einfamilienhausbesitzer*innen und 70% der Mehrfamilienhausbesitzer*innen ihre ausgediente Öl- oder Gasheizung durch eine Heizung, die ebenfalls mit fossilen Brennstoffen betrieben wird. * Beim Wechsel auf ein erneuerbares Heizsystem zählen die hohen Investionskosten, aber auch die allgemeinen Mehraufwände zu den möglichen Hemnissen. Ungünstige räumliche Verhältnisse können ebenfalls erschwerend wirken, da nicht in jedem Fall der Raum der alten Öl- oder Gasheizung für die Anlieferung und Lagerung der Pellets die optimalen Platzverhältnisse bietet.

* Quelle: BAFU

Programm «Umweltfreundliche Pelletheizungen»

Das Programm «Umweltfreundliche Pelletheizungen» - www.myclimate.org/pellets unterstützt den Heizungsersatz von Öl/Gas auf eine vollautomatisch betriebene Pelletheizung. Es richtet sich an Hausbesitzer*innen an Standorten in der Schweiz, für die es zurzeit keine Finanzhilfen von Bund, Kanton oder Gemeinde gibt. Ausschlaggebend für die Berechnung der Förderbeiträge ist der auf drei Jahre zurückberechnete durchschnittliche jährliche Energieverbrauch der früheren fossilen Heizung. Pro kWh beträgt der Beitrag einmalig 18 Rappen, was 1.80 Franken je Liter Heizöl entspricht. Bei einer korrekt dimensionierten Heizung ergibt dies rund 360 Franken pro Kilowatt installierte Leistung. Das Programm wurde von myclimate gemeinsam mit den beiden Fachverbänden proPellets.ch und Holzenergie Schweiz entwickelt und konnte dank den Förderbeiträgen der Stiftung KliK realisiert werden.

Drei Fragen an Marina Escala, Projektleiterin Klimaschutzprojekte Schweiz myclimate

1. Frau Escala, Öl- und Gasheizungen verursachen hohe CO₂-Emissionen. Dennoch ersetzen fast 70% der Hausbesitzer*innen ihre Öl- oder Gasheizung mit einer ebenfalls fossilen Heizlösung. Was sind Ihrer Meinung nach die Argumente, welche private Hausbesitzer*innen umstimmen könnten?

Escala: Einheimische erneuerbare Quellen wie Biomasse und Umweltwärme sind nachhaltiger und sicherer und generieren dazu regionale Wertschöpfung. Zudem ist es wahrscheinlich, dass in den nächsten Jahren für Gebäudeemissionen Grenzwerte politisch durchgesetzt werden.

2. Weshalb ist es myclimate ein Anliegen, für den Wärmesektor umweltfreundliche Lösungen zu bieten? Weshalb ist es für private Hausbesitzer*innen eine Chance, auf Heizen mit Holz umzustellen und warum spielen sie eine wichtige Rolle?

Escala: myclimate engagiert sich für wirksamen Klimaschutz, zum Beispiel mit Klimaschutzprojekten. Der Schweizer Gebäudepark ist für 24 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Darin steckt ein riesiges Potential, unseren CO₂-Austoss zu reduzieren – und dies hauptsächlich im Bereich Raumwärme. Die Lösungen sind bereits auf dem Markt: Biomasse, Umweltwärme, Solarenergie. Und das mit feinster Schweizer Technologie. Für private Hausbesitzer*innen kann eine Umstellung auf Holz eine sinnvolle Alternative sein: Sie benutzen eine einheimische Energiequelle, sie machen sich unabhängig von den künftigen Preisschwankungen von Heizöl und Erdgas, und sie leisten einen wichtigen Beitrag zu einer klimaneutralen Zukunft.

3. Was gewinnen Hausbesitzer*innen langfristig mit der Umstellung auf eine Pelletheizung?

Escala: Unabhängigkeit von Schwankungen in den Heizöl- und Gaspreisen, eine Erhöhung der regionalen Wertschöpfung und einen ganz persönlichen Beitrag zum Klimaschutz. Der Tatsache, dass die Investitionskosten für eine erneuerbare Heizung (Pelletheizung, Wärmepumpe...) immer noch in vielen Fällen höher anfallen als für eine fossile Heizung, können Förderprogramme wie dasjenige von myclimate, entgegenwirken – ein zusätzlicher Anreiz für Hausbesitzer*innen, die Umstellung anzupacken.

Die vollautomatisch betriebene Pelletheizung in Heimenhausen

Der neue Pelletkessel konnte im Keller des Hauses installiert werden. Ein Silo kam zusätzlich als Bausatz hinzu. Dabei handelt es sich um einen grossvolumigen Sack, der in einen Holzrahmen (2 x 3 Meter am Boden und 2 Meter hoch) eingepasst wurde und 9 m3 Pellets fassen kann: Mit diesem Brennstoff können ein Jahr lang drei Wohnungen beheizt und mit Warmwasser versorgt werden. Mit einer Saugvorrichtung werden die Pellets vom Silo aus in einen sogenannten «Tagesbehälter» mit einem Volumen von 40 Liter transportiert. Dieser setzt die Pellets nach Wärmebedarf in die Brennkammer. Diese modulartige Technik spart Energie und reduziert die notwendige Wärmespeicherkapazität. Erfahren Sie im Artikel «Clevere Technik für Wärme aus Holz» im Fachmagazin Umwelttechnik mehr über weitere technische Innovationen, die für dieses Projekt eingesetzt wurden, wie beispielsweise die Lambda-Regelung.

Merkmale Wärmeprojekt

Wärmeprojekt
Vollautomatische Pelletheizung in ehemaligem Bauernhaus mit 3 Wohnungen

Beteiligte
Lang Heizungen AG, Familie Wüthrich, myclimate

Wärmequelle
Pellets

Heizleistung
20 kW

Jährlich gelieferte Wärmeenergie
29’000 kWh

Gaseinsparung
Jährlich 4'456 m3

Emissionsreduktion
87 Tonnen CO₂ bis 2030

Förderbeitrag
CHF 8'596.-

Wärmeprojekt mit Biomasse

Klimapolitik
Erneuerbare Energien tragen zur Erreichung der CO₂-Ziele des Bundes und der Kantone bei.

Betriebssicherheit
Einheimischer, lagerbarer Brennstoff; professionelle Betriebsüberwachung, Wartung und Instandhaltung

Lufthygiene
Automatischer Betrieb, Filterpflicht und Filterwartung mindern den Schadstoffausstoss

Digitalisierung
Elektronische Elemente erleichtern Monitoring, Steuerung, Überwachung, Messung und Verrechnung.