Enguerrand Piot ist Landwirt in Thierrens im Waadtländer Bezirk Gros-de-Vaud. Er beschreibt uns den Weg zum Betrieb am Telefon: «Unser Hof ist der letzte auf der rechten Seite; Sie erkennen ihn sofort an der Solaranlage auf dem Dach.» Für uns ist klar: Wir treffen einen Menschen vom Land mit offensichtlich ausgeprägtem Umweltbewusstsein. Das bestätigt der 42-jährige Agraringenieur während des Interviews bei einer Tasse Kaffee auf dem Gelände. «Das Thema Energie hat mich schon immer sehr interessiert. Ich hatte ein Biogas-Projekt vorgesehen. Deshalb wäre es für mich absurd gewesen, die Dächer meiner landwirtschaftlichen Gebäude nicht alle mit Solarpanels einzudecken.» Das Biogas-Projekt konnte schliesslich nicht realisiert werden, da der Betrieb beim Umstellen auf biologische Landwirtschaft vor drei Jahren die Milchkuhhaltung und die Truthahnzucht aufgab. Doch die Photovoltaikanlage wurde bereits 2012 grossflächig montiert: 1’200 m2 liefern auf drei Dächer verteilt 210’000 kWh Strom pro Jahr.
Solarenergie für den Eigenverbrauch
«Wir bekommen für unsere Anlage Fördermittel des Bundes. Dank der kostendeckenden Einspeisevergütung KEV erhalten wir 25 Jahre lang Unterstützung», erklärt der Landwirt. Er spricht in der Mehrzahl, da er mit seinem Bruder Emmanuel zusammenarbeitet, seit die beiden im 2003 und 2005 die Betriebe des Onkels und des Vaters übernommen haben. In beiden Betrieben werden auf jeweils rund 50 Hektar Hühner gezüchtet und Kartoffeln angebaut. Ausserdem nimmt Enguerrand Pensionspferde auf, während Emmanuel zusätzlich Zwiebeln anbaut. Beide Brüder sind Agraringenieure und setzen auf die gleiche naturnahe Philosophie. Im Jahr 2016 wurde die PV-Anlage um 200 m2 Solarpanels für den Eigenverbrauch des Hofs erweitert. Die Module produzieren 30’000 kWh Strom im Jahr und versorgen damit die Kühlanlagen für die Kartoffeln, die Belüftung der Hühnerställe, die Beleuchtung und Futter-Förderketten sowie ein Elektroauto – und seit einigen Monaten auch den nagelneuen Elektro-Hoflader Schäffer 23. Die Piot-Brüder wollten schon länger ein solches Fahrzeug anschaffen, um «die Photovoltaikanlage bestmöglich auszulasten». Ausserdem hatte das bisher eingesetzte Dieselfahrzeug das Ende seiner Lebensdauer fast erreicht. Trotz ihrer fortschrittlichen Haltung zögerten die Landwirte noch angesichts der Anschaffungskosten des Elektroladers: 75’000 anstatt der 60’000 Franken für ein konventionelles Fahrzeug machen immerhin einen grossen Unterschied aus.
«Wir bekommen für unsere Anlage Fördermittel des Bundes. Dank der kostendeckenden Einspeisevergütung KEV erhalten wir 25 Jahre lang Unterstützung».
Förderbeiträge machen’s möglich
Die beiden konnten den Sprung erst wagen, als Enguerrand Piot in der Zeitschrift «Agri Hebdo» auf eine Anzeige der Stiftung KliK stiess: Dank des Förderprogramms für Elektro-Hoflader (siehe Kasten) werden Subventionen in Höhe von rund 10’000 Franken auf fünf Jahre verteilt ausbezahlt. «Ohne das Programm der Stiftung KliK hätten wir den Schritt wahrscheinlich gar nicht oder zumindest noch nicht sofort gewagt», bestätigt Enguerrand Piot. Nach 600 Betriebsstunden in einem halben Jahr sind die beiden Landwirte aus Thierrens mit dem Ergebnis rundum zufrieden. Im Gegensatz zu einem Dieselfahrzeug verursacht der neue Hoflader weder Lärm noch Luftverschmutzung. Man braucht weder Ölstand, noch Kühler oder Motor zu kontrollieren und auch keine Aufwärmzeit einzuhalten, was bei regelmässig auszuführenden kleineren Aufgaben sehr bequem ist. Addiert man die Kosten für Wartung und Diesel des alten Fahrzeugs, ermöglicht der Elektrolader Einsparungen von mindestens 1’000 Franken im Jahr. «Die Förderbeiträge der Stiftung KliK belaufen sich auf rund 10’000 Franken. Die 5’000 Franken, die wir als Beitrag zum Klimaschutz selbst beigesteuert haben, sind so in unter fünf Jahren amortisiert», rechnet der Landwirt vor.
Sieht er auch Nachteile? Nicht wirklich, ausser vielleicht, dass die Hofarbeit richtig organisiert werden muss. Die Akkulaufzeit des Fahrzeugs beträgt je nach Anwendung 2,5 bis 4 Stunden und ist bei intensivem Hydraulikeinsatz naturgemäss entsprechend geringer. Grundsätzlich wird die Batterie während der Mittagspause aufgeladen, die laut dem Landwirt zwischen einer und höchstens zwei Stunden dauert. Heuballen, Strohballen, Futter, Pferdeäpfel: Mit seiner Hebeleistung von einer Tonne ist der neue elektrische Hoflader perfekt für all diese Arbeiten geeignet. Enguerrand Piot kann das Fahrzeug jederzeit weiterempfehlen. «Ein Grossteil der Landwirte könnte auf Elektrobetrieb umstellen», betont er. Er gibt jedoch zu, dass der grosse Diesel-Hoflader für die Feldarbeit nach wie vor zum Einsatz kommt. Dieses Fahrzeug kann 2,4 Tonnen heben. Die elektrische Variante erbringt da noch keine gleichwertige Leistung (siehe Kasten). Dennoch käme die Anschaffung eines zweiten Elektrohofladers in diesem Betrieb nicht ganz unerwartet. Die Brüder hegen nämlich weitere Pläne, um zusätzliche Solarpanels zu installieren und Energie und Wasser zu sparen – schliesslich werden die Gebäude selbst schon lange mit Holz aus dem Wald beheizt. Enguerrand Piot muss nicht lange überlegen, um die Überzeugungen der beiden zusammenzufassen: «Wir haben als Landwirte einen direkten Bezug zur Natur und sind uns des stattfindenden Klimawandels sehr bewusst.»
«Die Förderbeiträge der Stiftung KliK belaufen sich auf rund 10’000 Franken. Die 5’000 Franken, die wir als Beitrag zum Klimaschutz selbst beigesteuert haben, sind so in unter fünf Jahren amortisiert», rechnet der Landwirt vor.»
Der Markt für elektrische Hoflader
Werner Salzmann, Präsident des Schweizerischen Verbands für Landtechnik und Berner Ständerat (SVP), erachtet den Hoflader als das beste Elektrofahrzeug für den Einsatz in der Landwirtschaft. «Hoflader werden fast ausschliesslich im Perimeter der landwirtschaftlichen Betriebsgebäude eingesetzt. Die Batterien können also während der Arbeitspausen aufgeladen werden. Doch bisher sind elektrische Hoflader nur innerhalb eines beschränkten Leistungsbereichs erhältlich», bedauert Werner Salzmann. Ausserdem werden landwirtschaftliche Fahrzeuge im Allgemeinen sehr lange genutzt und müssen nicht so oft ersetzt werden wie in anderen Bereichen. Deshalb entwickelt sich der Markt zurzeit zwangsläufig eher langsam. Aktuell gibt es etwa ein halbes Dutzend Anbieter, die Hoflader ab Werk mit Elektroantrieb liefern. Trotzdem steht für den Berner Ständerat ausser Frage, dass sich die Entwicklung mit der Einführung noch leichterer Batterien mit längerer Laufzeit beschleunigen wird. Diese Akkus tragen zu einem besseren Gewichtsverhältnis zwischen Fahrzeug und Batterie bei.
Ein Problem sieht er allerdings darin, dass landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge oft fernab von gut versorgten städtischen Regionen eingesetzt werden. Auch angesichts der stark gestiegenen Strompreise bringt der Bau einer Photovoltaikanlage deshalb grosse Vorteile. Bis jetzt war es für die Betriebe aufgrund des niedrigen Abnahmetarifs wirtschaftlich sinnvoll, den erzeugten Strom selbst zu verbrauchen. Werner Salzmann führt aus: «Mit der revidierten Energieförderungsverordnung und den entsprechend höheren Einspeisevergütungen dürfte der Eigenverbrauch etwas weniger attraktiv werden, da der produzierte Strom zu höheren Preisen verkauft werden kann.» Die Piot-Brüder in Thierrens (siehe Artikel) haben ihren Stromüberschuss bereits von Anfang an eingespeist, allerdings zu einem tiefen Preis. «Inzwischen ist die Vergütung durch unseren Versorger Romande Energie gestiegen, sodass sich unsere Anlage schneller amortisiert», schliesst Enguerrand Piot.