Heute befindet sich dort das Heizwerk Gotthard, das Holz auf 1000 Grad erhitzt und die Wärme über Rohre durch einen Bergstollen, der von der Militärstation übriggeblieben ist, nach Andermatt schickt. Einen weiteren Vorteil sieht Müller in der Nähe des Heizwerks zum Bahnhof. So kann der grösste Teil per Bahn angeliefert werden. An das 1.5 km lange Fernwärmenetz sind einige Gebäude in Andermatt angeschlossen, darunter diejenigen von Andermatt Resort – mitsamt des Hotels The Chedi Andermatt.

Göschenen hat nicht sofort Anschluss ans Netz

Göschenen hat von Anfang an die Initiative ergriffen, auch seine Gebäude anzuschliessen. Eine grosse Schwierigkeit des Urner Dorfes ist seine Lage. Beim Graben stösst man direkt auf harten Granit, denn das Dorf wurde komplett auf Felsen gebaut. «Der Wunsch nach einem Anschluss war in Göschenen von Anfang an da. Eine Kostenberechnung hat aber schnell gezeigt, dass sich das Projekt für die Gemeinde Göschenen nicht rechnet», erzählt Bruno Müller. Nach Prüfung der Kosten für die Verlegung der Fernwärmerohre, musste die Gemeinde das Projekt vorerst sistieren.

Im Video erzählt Bruno Müller, Geschäftsführer des Elektrizitätswerks Göschenen (EWG), warum in Göschenen für einen Wärmeverbund die ideale Infrastruktur vorhanden ist.

Die Planung des zweiten Gotthardtunnels eröffnet Chancen

Mit der Planung des zweiten Gotthardtunnels eröffneten sich neue Möglichkeiten. Da die alte Löschwasserleitung für den Tunnel ersetzt werden musste, ergaben sich Synergien mit der Bauherrschaft des Grossprojekts, dem Astra. Die neue Löschwasserleitung konnte durch das Dorf verlegt werden, die Fernwärmeleitung gleich mit. Seit 2021 verfügt Göschenen über einen eigenen Wärmeverbund. Bis heute konnten rund 250 Tonnen CO₂-Emissionen eingespart werden. Aktuell sind 23 Gebäude bereits angeschlossen. Eine weitere Netzverdichtung wird angestrebt.

Der Bergler und Leiter des EW Göschenen zeigt sich zufrieden, einen eigenen Wärmeverbund in Göschenen zu haben. «Wir liegen auf 1'100 Meter über Meer und leben quasi auf Felsen. Wenn man gräbt, stösst man sofort auf harten Granit. Mit dem Wärmeverbund Göschenen haben wir eine gute Alternative zu fossilen Brennstoffen oder Wärmepumpen», sagt Bruno Müller.

Bruno Müller ist froh, schliesst Göschenen am Wärmeverbund an, sogar am eigenen.

Ist Holz der richtige Brennstoff?

Die Holzvorkommen in den Urner Wäldern boten ein grosses Potenzial, um Restholz als erneuerbare Energie zum Heizen zu nutzen. Bruno Müller ist in Göschenen aufgewachsen, kennt die Region und hat schon immer mit den Kräften der Natur zu tun gehabt: Beruflich ist er Kristall- und Mineraliensucher und arbeitet in einem Teilpensum für das Elektrizitätswerk Göschenen (EWG) als Geschäftsführer. Wenn es um die Nutzung von Holz als Brennstoff geht, kann er alle Bedenken zerstreuen: «Die Urner Wälder sind unsere Schutzwälder gegen Naturgewalten. Es ist wichtig, dass wir sie pflegen, indem wir zum Beispiel alte und kranke Bäume entfernen», sagt er.

Die Urner Wälder werden nicht grossräumig abgeholzt: «95 Prozent des Waldes dienen reinen Schutzzwecken und werden nur punktuell durch pflegende Holzschläge angetastet. Nur fünf Prozent werden anderweitig genutzt, ein Teil davon für die Fernwärme», sagt Müller.

«95 Prozent des Waldes dienen reinen Schutzzwecken und werden nur punktuell durch pflegende Holzschläge angetastet. Nur fünf Prozent werden anderweitig genutzt, ein Teil davon für die Fernwärme».

Bruno Müller, Geschäftsführer Elektrizitätswerk Göschenen

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