Sarnen ist die grösste Gemeinde im Kanton Obwalden, in welchem bereits vier Gemeinden das Label Energiestadt tragen und sich für energieeffiziente Technologien und Projekte einsetzen. Eines dieser Projekte ist ein in Sarnen betriebener Wärmeverbund. Die Gemeinde hat das Wärmenetz in Zusammenarbeit mit dem Kanton Obwalden und der Korporation Freiteil mit dem Ziel umgesetzt, den Verbund mit Holzschnitzeln aus dem einheimischen Wald zu betreiben.

Holzenergie

Fossile Brennstoffe durch Holz als klimafreundlichere Heizlösung zu ersetzen, erweckt bei vielen negative Assoziationen: zum Beispiel, dass “Holz verbrennen auch CO₂ freisetzt” oder “unsere Wälder abgeforstet werden und dies der Biodiversität und somit dem Klima schadet“. Tatsächlich aber bietet Holz – in der Fachsprache "Biomasse" – in der Schweiz eine klimafreundlichere Alternative zu vorherigen viel schädlicheren Heizlösungen. Dafür sprechen mehrere gutbelegte Argumente:

Holz ist CO₂-neutral

Holz ist als Brennstoff CO₂-neutral: im Endeffekt wird bei der Verbrennung nicht mehr CO₂ freigesetzt, als wenn das Holz im Wald verrotten würde. Im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen, welche mehrere hundert Millionen Jahre zur Entstehung brauchen, wächst Holz schnell nach. Laut Holzenergie Schweiz reduziert jede Menge Holz, die 1 Kilogramm Heizöl ersetzt, den Ausstoss in die Atmosphäre um mehr als 3 Kilogramm CO₂.* Ausserdem ist beim Einsatz von einheimischem Holz wie in Sarnen gegenüber einer Lieferung von fossilen Brennstoffen der Transportweg kurz, womit wiederum CO₂-Emissionen vermindert werden. Auch werden die regionale Wertschöpfung unterstützt, die Abhängigkeit von Importleistungen reduziert und die Preisschwankungen verringert.**

Gezielte Bewirtschaftung ist gut für den Wald

Im weltweiten Vergleich zählt die Schweiz zu den Ländern mit den strengsten Vorschriften zur Bewirtschaftung und Pflege der Wälder. Hierzulande darf nämlich nur so viel Holz genutzt werden, wie nachhaltig sinnvoll ist. Damit Holzenergie nachhaltig ist, darf nur so viel abgeholzt werden, wie im selben Zeitraum nachwachsen kann. Aktuell wird dieses Potenzial in der Schweiz bei weitem nicht ausgeschöpft.***

Fast alle Holzheizungen haben einen Filter für Feinstaub

Eine negative Auswirkung, welche Feuern mit Holz haben kann, ist der Ausstoss von Feinstaub. Auch hier besteht heute aber in den meisten Fällen kaum mehr eine Gefahr: Laut Holzenergie Schweiz verfügen fast alle grösseren Holzheizungen (über 70 kW) über einen Filter, der über 90% des Feinstaubs auffangen kann. Bei kleineren Anlagen sind der korrekte Betrieb und die Überprüfung durch den Kaminfeger während der Feuerungskontrolle wichtig; damit stellen auch diese Heizungen kein Problem dar.****

Quellen:
* Holzenergie Schweiz: «Warum Holzenergie»
** Bundesamt für Umwelt BAFU: «Holzenergie»
*** Holzenergie Schweiz
**** Holzenergie Schweiz: «Muss nicht sein: Feinstaub aus Wohnraumfeuerungen»

Der Wärmeverbund Sarnen

Holzenergie Schweiz

Der Branchenverband Holzenergie Schweiz betreibt einen professionellen Informations- und Beratungsdienst und setzt sich bei Behörden und Entscheidungsträgern für eine vermehrte Nutzung der „Wärme aus dem Wald“ ein. Mit einer Vielzahl von Dienstleistungen fördert Holzenergie Schweiz eine sinnvolle, umweltgerechte, moderne und effiziente energetische Verwendung von Holz.

Für den Wärmeverbund Sarnen wurden die beiden bestehenden Wärmeverbünde des Kantons Obwalden und dem Ortsteil Foribach zusammengelegt und an eine neue Heizzentrale angeschlossen. Ziel war, den Verbund mit Holzschnitzeln aus dem einheimischen Wald zu betreiben. Ausserdem wurde der Wärmeverbund mit Anschlüssen erweitert. Aktuell sind 94 Gebäude angeschlossen. Nach bald zwei Jahren Laufzeit ist die Bilanz positiv und das Potenzial noch gross. In Zukunft ist geplant, möglichst viele private Haushalte anzuschliessen, denn der Wärmeverbund hat Kapazität für die Versorgung von bis zu 1'000 Haushalten.

Das Ergebnis: Der Wärmeverbund in Foribach/Sarnen wurde von der Korporation Freiteil, dem Kanton Obwalden und der Gemeinde Sarnen realisiert. Betrieben werden zwei Hochleistungs-Heizkessel mit einer Leistung von je 1.2 und 3.2 MW, die zusammen jährlich rund 9'000 MWh Wärmeenergie liefern können. Bis zum Jahr 2030 werden es voraussichtlich 15'000 MWh sein. Dank der Umstellung auf Heizen mit Holz wird bis zum Jahr 2030 eine Verminderung von 14'500 Tonnen CO₂ erwartet, was einem Förderbeitrag von rund 1.4 Mio. Franken entspricht.

Fragen an Patrick Imfeld, Geschäftsführer Holz-Fernwärme Sarnen AG

1. Der Wärmeverbund Sarnen wird mit einheimischem Holz betrieben. Wie sieht der Weg vom Wald bis zum Heizkessel aus?

Imfeld: Die Heizzentrale wird mit Altholz und Waldhackschnitzel betrieben. Das Waldholz stammt fast ausschliesslich aus den eigenen Wäldern der Korporation und hat somit einen kurzen Weg bis zur Heizzentrale. Das Altholz wird durch eine einheimische Firma aus der Nachbargemeinde geschreddert und in kurzer Distanz geliefert.

2. Welche Aufgaben hatte und hat die Holz-Fernwärme Sarnen AG heute noch beim Betrieb dieses Wärmeverbundes?

Imfeld: Die Holz-Fernwärme Sarnen AG war für die ganze Projektentwicklung und Erstellung des Wärmeverbundes verantwortlich. Nun ist sie für den reibungslosen Betrieb des Heizwerkes zuständig und erledigt auch die administrativen Aufgaben. Zudem macht sich die Gesellschaft Gedanken darüber, den Wärmeverbund weiter auszubauen.

3. Welche Erfahrungen haben Sie seit der Inbetriebnahme des Wärmeverbundes gesammelt? Wurden Ihre Ziele bereits erreicht oder sehen Sie weitere vor?

Imfeld: Mit dem Einsatz des Wärmeverbundes haben wir bisher sehr positive Erfahrungen machen können. Die Nachfrage nach erneuerbarer Heizenergie ist sehr gross. Die gesteckten Ziele sind vollumfänglich erreicht worden, was dazu führt, bereits weitere Ausbauschritte zu prüfen.

“Dank unserem Zusammenschluss mit der Gemeinde, dem Kanton und der Korporation Freiteil haben wir ein Projekt realisiert, das sowohl öffentliche wie auch private Gebäude beheizt.”

Patrick Imfeld, Geschäftsführer Holz-Fernwärme Sarnen AG

Merkmale Wärmeverbund

Wärmeverbund

Wärmeverbund Sarnen

Beteiligte

Korporation Freiteil 52%, Kanton OW 24%, Gemeinde Sarnen 24%

Wärmequelle

Altholz / Waldhackschnitzel / Schwemmholz

Trassenlänge

7'388 m

Jährlich gelieferte Wärmeenergie

9'000 MWh (Prognose bis 2030: 15'000 MWh)

Wirkungsbeginn

1.10.2019

Prognose bis 2030

14'474 Tonnen CO₂

Förderung

1.4 Mio. Franken

Finanzierung

Eigenfinanzierung; Finanzhilfen (Stiftung KliK)

Label Energiestadt

Sarnen ist eine Stadt, die mit dem Label Ener­gie­stadt ausge­zeichnet wurde. Dieses geht an Städte und Gemeinden, welche eine besonders nachhal­tige Ener­gie­stra­tegie verfolgen.

Lesen Sie auch über den Wärmeverbund Lenzerheide, in unserem Blog

Wärmeverbund mit Biomasse

Klimapolitik

Erneuerbare Energien tragen zur Erreichung der CO₂-Ziele des Bundes und der Kantone bei.

Betriebssicherheit

Einheimischer, lagerbarer Brennstoff; professionelle Betriebsüberwachung, Wartung und Instandhaltung

Skaleneffekt

Grossfeuerungen stützen die Wirtschaftlichkeit eines Wärmeverbundes.

Lufthygiene

Automatischer Betrieb, Filterpflicht und Filterwartung mindern den Schadstoffausstoss

Digitalisierung

Elektronische Elemente erleichtern Monitoring, Steuerung, Überwachung, Messung und Verrechnung.