Die TPF feiern 2025 offiziell ihr 25-jähriges Bestehen; ihre Geschichte hat jedoch schon 1868 mit der Einweihung der Bahnlinie Romont-Bulle begonnen. Zum Angebot des Unternehmens gehören ein Bahn- und Busnetz und sogar eine Seilbahnverbindung. Die TPF bieten ihre Dienstleistungen sowohl im städtischen Umfeld als auch auf dem Land an, was ganz unterschiedliche Netze und Strassen, unterschiedliche Fahrzeuge und eine sehr anspruchsvolle Fahrplangestaltung bedeutet. Die grosse Bandbreite des Angebots stellt die TPF dabei vor Herausforderungen, was die Strategie zur Dekarbonisierung der Flotte angeht. Fossilfrei unterwegs zu sein – das ist ein grosses Ziel der TPF. Das Unternehmen verschreibt sich zudem in ökologischen und sozialen Bereichen der Nachhaltigkeit.
Die TPF sehen ihr Engagement für eine "Mobilität der Zukunft" als eine ihrer Kernaufgaben an und setzen bereits zahlreiche Massnahmen um. Dazu gehören der geplante Ersatz aller Dieselbusse durch Elektro- oder Wasserstoffbusse bis 2033 genauso wie Solaranlagen auf den betriebseigenen Immobilien, die Förderung von Biodiversitätsflächen entlang der Bahngeleise oder die Thematisierung von Nachhaltigkeit in der Belegschaft, in Ausbildungen und Schulungen.
Die Stiftung KliK unterstützt die TPF in ihrem Engagement für den Klimaschutz unter anderem mit der Förderung von Elektro- und Wasserstoffbussen. Wir haben uns mit Laura Amaudruz, der Leiterin der Abteilung Innovation und Netzentwicklung bei den TPF, über die Nachhaltigkeitsstrategie ihres Arbeitgebers und insbesondere über das Pilotprojekt Wasserstoffbusse unterhalten. Zu diesem gehört der Kauf von zwei Fahrzeugen sowie der Bau einer betriebseigenen Wasserstoff-Tankstelle bei Givisiez.
Stiftung KliK: Frau Amaudruz, welches sind die Beweggründe für das starke Engagement der TPF für Nachhaltigkeit und Klimaschutz?
Laura Amaudruz: Wir wollen Vorbild sein und als gutes Beispiel voran gehen. Gerade wenn man als Unternehmen Subventionen des Kantons erhält, sollte man seine Vorbildfunktion sehr ernst nehmen. Wir bewegen uns in einem politischen Umfeld, das Rahmenbedingungen und Vorschriften in Bezug auf den Klimaschutz setzt. Im März 2024 hat das Freiburger Stimmvolk einer Erhöhung des Aktienkapitals der TPF für nachhaltige Mobilitätslösungen zugestimmt. Das war ein starkes Signal aus der Bevölkerung und hilft uns natürlich auch finanziell sehr. Bislang gab es in der Schweiz noch nicht viele solche Abstimmungen bezüglich der Unterstützung für den öffentlichen Verkehr.
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell für nachhaltige Mobilität im öffentlichen Verkehr?
Eine der Schwierigkeiten ist es zum Beispiel, die richtige Technologie für den entsprechenden Einsatzort zu finden. Die unterschiedlichen Strecken stellen unterschiedliche Ansprüche an die Fahrzeuge und an Lademöglichkeiten. Immer wieder stossen wir so auf Mehrkosten, die nicht budgetiert sind. Das Bauen von neuer Infrastruktur, sei dies im Depot oder auf den Strecken, ist ebenfalls sehr herausfordernd. Bauvorhaben können in der Schweiz zum Teil sehr kompliziert und langwierig sein. Nicht zuletzt stellt uns auch die zeitliche Planung vor grosse Herausforderungen. Freiburg ist einer der Kantone mit der grössten demografischen Entwicklung. In 10 bis 15 Jahren werden wir die Kapazitätslimiten unserer Busse erreicht haben; welche Transportmittel können dann weiterhelfen? Wir beschäftigen uns bereits heute mit Überlegungen dazu, was in 20 oder 30 Jahren gefragt sein wird.
Wie gehen Sie diese Herausforderungen an?
Was uns in unseren Bemühungen grundsätzlich sehr geholfen hat, war die Abstimmung im Frühling. Sie hat die Unterstützung in der Bevölkerung gezeigt. Wir erstellen laufend viele Analysen und Studien, wir führen Simulationen durch, um Problematiken aufzuzeigen, und haben zusätzliche Personen angestellt, um so viel wie möglich intern abzuklären. Zudem gehen wir aktiv auf den Kanton und die politischen Gemeinden zu, um ihnen die Bedeutung der wachsenden Bevölkerung und der steigenden Ansprüche, aber auch die Kosten der vorgeschlagenen Lösungen aufzuzeigen.
Unterstützung erhalten die TPF auch von der Stiftung KliK. Warum haben Sie sich für die Teilnahme am Förderprogramm entschieden?
Wichtig war sicher der finanzielle Aspekt. Was uns aber auch interessiert ist die Möglichkeit, mit anderen Fachpersonen in Kontakt zu treten, um sich zu vernetzen. Ein für uns ebenfalls interessanter Aspekt ist die Technologie selbst: Im Rahmen von "offiziellen" Subventionsprogrammen ist man aus unserer Erfahrung in der Wahl einer Technologie nicht ganz so frei. Bei der Stiftung KliK wird nicht primär nach der Wahl der Technologie beurteilt, sondern nach den erzielten Emissionsreduktionen.
Welche Fahrzeuge mit welcher Technologie werden Ihre Flotte als nächstes ergänzen?
Wenn alles gut läuft, erhalten wir demnächst zwei neue Busse mit Wasserstoff-Technologie, die ab Januar 2025 in unserem Netz rollen. Dabei handelt es sich um das Modell "eCitaro fuel cell" von Mercedes-Benz, das dank einer Kombination Batterie-Brennstoffzelle sowohl mit Wasserstoff als auch rein elektrisch gefahren werden kann.
Zwei Busse des Modells "eCitaro fuel cell" fahren ab 2025 durch Freiburgs Strassen.
Zusätzlich zur Dekarbonisierung Ihrer Fahrzeugflotte planen Sie den Bau einer betriebseigenen Tankstelle für Wasserstoff in Givisiez. Wie sehen die Fortschritte hier aus?
Wir erhalten voraussichtlich Anfang 2025 die Baugenehmigung und möchten die Tankstelle im letzten Quartal 2025 eröffnen. Groupe E soll die Versorgung mit grünem Wasserstoff sicherstellen, der mit 100% erneuerbarer Energie aus dem Wasserkraftwerk in Schiffenen erzeugt wird. Wir möchten damit unsere eigenen Wasserstoffbusse betanken, die Tankstelle soll jedoch auch für andere Busse oder LKW anderer Unternehmen in der Region ausbaubar sein. Diese Pläne sind jedoch noch mit Vorsicht zu geniessen. Die Agglomeration Freiburg hat eine Beteiligung von 100'000 Franken abgelehnt, die die Finanzierung der Mehrkosten für den Betrieb der neuen Busse ermöglichen sollte. Das Projekt ist natürlich weiterhin aktuell, aber wir müssen eine Lösung finden, um diese Finanzierungslücke zu schliessen. Dieses Beispiel verdeutlicht die zentrale Rolle der öffentlichen Hand im Dekarbonisierungsprozess. Sie ist es, die das Tempo vorgibt.
Bislang führt die Wasserstofftechnologie eher ein Schattendasein…
Das stimmt. Gegenüber Wasserstoff gibt es viele Vorurteile. Die Politik setzt zudem sehr stark auf Elektroantrieb und gibt anderen Technologien so sehr wenig Spielraum. Etliche unserer Ressourcen benötigen wir deshalb auch für Aufklärungsarbeit. Uns ist bewusst, dass Wasserstoff zum Beispiel in Punkto Energieeffizienz nicht die beste Quote hat. Wir sind jedoch überzeugt, dass mit fortschreitender technischer Entwicklung in Bezug auf Produktion – zum Beispiel mit Sonnenenergie –, Speicherung und Energieeffizienz die Herstellung günstiger und somit die Versorgung ausgebaut wird.
Welche Chancen sehen Sie für die Zukunft von Elektro- und Wasserstoffbussen im öffentlichen Verkehr?
Jede Technologie hat ihre Vorteile. Eine entscheidende Chance für Wasserstoffbusse sind zum Beispiel hoch frequentierte Netze, in denen es schon bei kleinsten Verspätungen fast nicht mehr möglich ist, einen Elektrobus zu laden. Ein zusätzlicher Bus zur Sicherstellung der Verbindung wäre zwar möglich, bedeutet jedoch auch zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen. Wenn wir hier statt eines reinen Elektrobusses einen Wasserstoffbus einsetzen, kann dieser bis zu 400km fahren, ohne tanken zu müssen. Somit brauchen wir kein zusätzliches Fahrzeug und können den Fahrplan trotzdem so dicht getaktet anbieten.
Welche Rolle können Förderprogramme Ihrer Meinung nach spielen, um die nachhaltige Mobilität in der Branche voranzutreiben?
Wir erachten die Förderprogramme als sehr wichtig! Allerdings wäre es zentral, dass sie über den Horizont 2030 hinaus weitergeführt werden können.
Welche innovativen Lösungen wollen Sie aus eigener Kraft entwickeln?
In Zusammenarbeit mit dem Kanton und den betroffenen Gemeinden entwickeln wir so genannte multimodale Mobilitätsplattformen. Diese verbinden an einem Ort die unterschiedlichsten Verkehrsmittel wie Bus, Bahn, Velo und Auto. Für den neuen Bahnhof Bulle zum Beispiel, der nach diesem Konzept gebaut wurde, haben wir die Auszeichnung "Prix suisse de la mobilité Flux 2024" erhalten. Zudem möchten wir die automatisierte, also selbstfahrende Mobilität fördern und die Busdepots automatisieren. Dabei fahren sich die Busse selbst an den richtigen Ort im Depot, so dass der Fahrer oder die Fahrerin früher Feierabend machen kann.
Freiburgische Verkehrsbetriebe (TPF)
Die Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF) sind aus der Fusion der Gesellschaft Gruyère – Freiburg – Murten (GFM) und der "Transports fribourgeois" (TF) hervorgegangen und wurden im Jahr 2000 gegründet. Die TPF sind der wichtigste Mobilitätsanbieter im Kanton Freiburg und eines der wenigen öV-Unternehmen der Schweiz, die sowohl im Strassen- als auch im Schienenverkehr tätig sind. Das Unternehmen zeichnet sich besonders durch sein innovatives Konzept der Multimodalität (Verbindung von diversen Verkehrsmitteln an einem Ort) und in seinem Engagement für Klimaschutz und Nachhaltigkeit aus. Zurzeit nehmen die TPF an den Förderprogrammen "Wasserstoff-Mobilität" und "Elektro- und Hybridbusse" teil, das von der Stiftung KliK finanziert und von der Stiftung myclimate betrieben wird.